Das verlorene Band
Lena stand am Fenster des Klassenzimmers und schaute hinaus. Der Regen prasselte gegen die Scheibe, und die Pausenglocke hatte gerade geläutet. Die Kinder liefen lachend auf den Schulhof, doch Lena blieb allein im Raum. Ihre Hände umklammerten das Stofftier, das sie immer bei sich trug – einen kleinen, zerschlissenen Bären. Niemand wusste, wie alt er war, aber er sah aus, als hätte er viele Jahre alles mitgemacht, was Lena erlebt hatte. |
Frau Schneider, die Klassenlehrerin, beobachtete sie. Lena war neu an der Schule, und die Kollegen hatten schon angedeutet, dass es „Schwierigkeiten“ geben könnte. „Sie vertraut niemandem“, hatte der Schulsozialarbeiter gesagt. „Manchmal spricht sie tagelang kein Wort.“
„Lena?“ Frau Schneider sprach leise, um das Mädchen nicht zu erschrecken. Lena zuckte zusammen, drehte sich aber nicht um. Stattdessen drückte sie den Bären noch fester an sich.
„Es ist okay“, sagte Frau Schneider. „Du musst nicht hinausgehen, wenn du nicht willst.“
Ein paar Sekunden vergingen, dann hörte Frau Schneider Lenas leise Stimme. „Er war der Einzige, der geblieben ist.“